Links vorher, rechts nachher
Dieses wunderschöne Stück Cabinet-Kunst darf jetzt erst einmal an der Wand über meinem kleinen Cab hängen. Zukünftig will ich damit dann auch mal was nutzbares machen, aber das ist ein viel späteres Projekt.
Bei Interesse gibt es Detailbilder weiter unten nach dem Restaurationsbericht.
Restauration
Erst einmal eine gründliche Reinigung mit Wasser, Spüli und einem Schwamm. Bringt schon einmal einedeutliche Besserung, leider sind auf dem Panel nicht nur normaler Dreck, sondern auch irgendwelche Substanzen, die nicht wasserlöslich sind (zum Beispiel das, was von oben in den gelben Bereich runter gelaufen ist). Darum kümmern wir uns später nochmal.
Das T-Profil Außenrum ist leider stark beschädigt. Das Profil hält mit seiner Einfassung die Metallplatte auf dem Holzbrett. Das Profil selbst hält durch Widerhaken an dem Mittelsteg. An jeder Seite und in den Ecken sind dazu Klammern im Holz, die das Profil sichern. Diese Klammern hebeln wir vorsichtig raus. Ganz ohne Späne wird das nichts, die Platte ist einfach zu rau und zu trocken:
Nachdem die Klammern raus sind, kann man das Profil vorsichtig rausziehen. Danach fällt die Metallplatte einfach ab und das eingeklemmte Erdungsgeflecht ebenso. Die Platte schrubben noch mal richtig geschrubbt. Der Dreck ist so hartnäckig, dass es mit Wasser, Spüli und einem weichen Schwamm nichts wird. Für solche Fälle habe ich ein paar alte Scheuerschwämme, bei denen die Scheuerseite schon ziemlich durch und weich ist. Die Gummimatte ist zwar robust, aber nicht unverkratzbar. Die alte Scheuerseite putzt aber immer noch besser, als ein weicher Schwamm.
Die wasserunlöslichen Substanzen entpuppen sich als ziemlich hartnäckig, sanftere Lösungsmittel bringen auch nicht wirklich etwas. Am Ende gelingt es mir, das meiste mit Wasser, Spüli, Isopropanol und sehr, sehr langem scheuern zu entfernen. 8 olle Schwämme leisten dabei treue Dienste bis über ihre Grenzen hinaus, bevor sie sich der Mülleimer holt.
Die Rückseite ist auch nicht ganz sauber. Zudem kleben dort noch die Überreste eines Kaugummis.
Das antike Kaugummi entferne ich mit einem Spachtel und beim zerbröseln verrät mir der gar nicht mal so dezente Duft, dass es einmal die Geschmacksrichtung Erdbeer hatte. Na gut. Der restliche Dreck ist einfach mal normaler Schmutz, der mit einem Lappen, Wasser und etwas Spüli abgeht.
Unter der Metallplatte ist die Holzplatte erwartungsgemäß geschützt gewesen, hier gibt es nichts zu tun.
Die Metallplatte hat noch eine verbogene Ecke, wo sich auch die Gummimatte gelöst hat.
Das Problem wird beseitigt, in dem wir die Platte auf etwas feste Pappe auf die Werkbank legen und dann mit sanfter Gewalt mit einem entsprechenden Hammer darauf einwirken.
Nun geht es ans Profil. Wer sich mal kurz mit den Gauntlet-Automaten beschäftigt hat, merkt ganz schnell, dass es durchaus einen Hype dazu in Amerika gibt. Daher sind original Ersatzteile oft vergriffen und teuer. Gut daran ist, dass man für das meiste Repros bekommt und es Anleitungen gibt, wie man sich den ganzen Automaten nachbauen kann. Schlecht daran: Die Repros sind heftig teuer. Und für die T-Mold konnte ich nicht wirklich was finden, was nach Deutschland verschifft wird. Auf Hinweis des Verkäufers des Panels habe ich daher zu diesem Profil gegriffen:
https://www.t-molding.com/13-16in-li...t-molding.html
Die Form weicht leider etwas ab. Es hat an beiden Seiten Einfassungen, was erstmal nicht schlimm ist. Die eine könnte man auch mit einem Cutter abtrennen, ich lasse sie aber dran. An den Einfassungen ist das Material leider dünner, aber für den Heimbedarf sollte das reichen. Ärgerlicherweise ist der Mittelsteg viel kürzer und die Widerhaken kleiner (Kommt auf dem Bild nicht so ganz rüber):
Durch den zu kleinen Mittelsteg hält das Profil nicht gut. Einkleben möchte ich das Profil nicht, weil es das ganze irreversibel machen würde. Vielleicht muss noch einmal irgendwann das Profile gewechselt werden und das Holz würde dann beim herauslösen splittern. Die alten Klammern konnte ich sauber rausholen und auch wieder an den alten Stellen einschlagen, das reicht aber nicht. Leider habe ich keinen Tacker für so lange Klammern, deshalb greife ich zu kleinen Nägeln, um das Profil zu befestigen. Mit einer Einschlaghilfe geht das recht gut, man muss nur den Nagel so ansetzen, dass er hinterher halb unter der Fassung verschwindet. Das geht eigentlich ganz gut, in dem man den Nagel fast ganz einschlägt, die Einfassung mit einem stumpfen Messer oder Spachtel drüber hebelt und das letzte Stück mit einem Splint einschlägt. Die Werkzeuge sieht man nachher auf dem Bild der fertigen Unterseite.
So arbeite ich mich Stück für Stück voran.
An den Ecken muss dabei vom Mittelsteg ein Stück heraus geschnitten werden, damit das Profil sich ordentlich biegen lässt.
Beim Umbiegen biegen sich dabei die Einfassungen hoch. Das korrigiert man mit einer Heißluftpistole ca. 100 bis 150°C. Manchmal biegt sich die Einfassung brav runter, in der Regel aber nicht, da drücken wir die warme Einfassung mit einem Spachtel flach. Der kühlt sie auch schnell runter und liegt die Einfassung flacher an. Grob reicht, die ganze Einfassung wird später noch mal angegangen.
Am Ende liegt die Einfassung vom Profil noch nicht überall richtig an. Gerade an den Ecken will das noch nicht ganz.
Deshalb geht man noch einmal mit der Heißluftpistole langsam die Einfassung auf beiden Seiten mit 100 bis 150° entlang und gleich dahinter mit einem Gewicht drüber. Das drückt die Einfassung gut an und kühlt sie schnell wieder runter, so dass sie in Form bleibt. Ein Spachtel geht auch, ist aber anstrengender und man muss pausen machen, wenn der sich zu sehr erwärmt. Wenn am Ende noch ein paar Ecken nicht ganz schön sind, geht man da noch mal etwas hartnäckiger mit der Heißluftpistole dran und legt ein Gewicht drauf. Oder drückt das ganze länger mit einem Spachtel an. Voilà:
Dann schauen wir uns mal an, dass das Profil fest sitzt und wo es das nicht tut, hauen wir noch den ein oder anderen zusätzlichen Nagel ein. Sind am Ende doch ganz schön viele nötig.
Das trockene Holz bekommt zum Abschluss noch etwas Mineralöl, damit es nicht mehr ganz so trocken ist.
Die Oberseite hat durch die Jahre und durch das schrubben mit Isopropanol Weichmacher eingebüßt. Deshalb gibt es zur Pflege etwas Silikonspray. Kleiner Exkurs: Es gibt auch den Tipp dafür Body Lotion zu nehmen. Das kann auf lange Sicht aber Kontraproduktiv sein. Kunststoffe und Gummis mit Naturkautschukanteilen werden nämlich durch Fette langsam aufgespaltet, werden dann erst zuckrig klebrig und letztendlich hart und spröde. Das passiert beim normalen altern auch, aber Fette beschleunigen das. Langweiliger Exkurs Ende. Das Silikonspray tragen wir ganz ganz dünn auf und reiben es dann mit einem fusselfreien Lappen wieder runter, bis sich die Oberfläche nicht mehr schmierig oder rutschig anfühlt. Da bleibt immer noch genug zurück, schützt das Gummi übrigens auch eine Weile vor Fett der Haut. Als angenehmer Nebeneffekt werden die Farben aufgefrischt.
Zum Abschluss noch ein paar Detailbilder für die Freunde von 80er Jahre Arcade-Kunst.