Wer fragt, wie man Joysticks und Buttons an einen Computer anschließen kann, bekommt meistens die Antwort: "Nimm einen I-PAC". I-PACs sind Tastaurencoder, sie wandeln die Signale der angeschlossenen Buttons und Joysticks in Tastendrücke. Für Software, z.B. MAME ist das dann genau so wie wenn Tasten auf der Tastatur gedrückt würden.
Der billigste I-PAC kostet stolze 38 Euro und kann keine Einstellungen speichern, kann also nur mit Tricks und nur unter Windows umkonfiguriert werden. Der billigste I-PAC, der seine Einstellungen speichern kann, kostet 43 Euro. Wäre es nicht schön, wenn das billiger ginge?
Das ging bislang nur wenn man zwei Gamepads auseinandernahm, zwei USB-Ports zur Verfügung hatte und einiges an Lötarbeit in Kauf nahm. Eine Alternative verspricht das InterfASD, das von ArcadeShop angeboten wird. Es kostet nur 24 € und scheint dasselbe zu können wie andere Tastaturencoder. Ich habe ein InterfASD bestellt und gestestet. Hier meine Erfahrungen:
Auf dem Papier unterscheidet sich das InterfASD nur durch die Anzahl der Eingänge, 32 beim I-PAC 2, 27 beim InterfASD und durch die Art des Anschlusses, PS/2 beim InterfASD, USB und mit optionalem Adapter auch PS/2.
Die Platine ist klein und professionell gearbeitet. Die Ummantelung der PS/2-Kabel war bei meinem Exemplar aus dem als Zugentlastung verwendeten Kabelbinder gerutscht, so dass sich bei einem leichten Reißen am Kabel die Verbindung zur Platine gelöst hätte. Ich habe den Kabelbinder durch einen neuen ersetzt.
Die Controls werden im Gegesatz zum I-PAC nicht mit Schraubklemmen sondern mit einer Pfostenleiste verbunden. Elektronik-Neulinge schätzen die Schraubklemmen, da sie einfach zu verstehen sind. Ich halte die Pfostenleiste aber für die bessere Option. Warum? Weil sie schneller angeschlossen werden können. Viele von uns haben alte IDE-Kabel zu Hause herumliegen und diese Kabel passen auf die Pfostenleiste des InterfASD. Leider ist die Pfostenleiste im Gegensatz zu IDE-Steckern nur einreihig. Eine zweite Reihe ist auf älteren Versionen der Platine zwar vorgesehen und sogar mit Masse verbunden, aber leider nicht mit Pfosten bestückt. In neueren Platinenversionen fehlt die 2. Reihe ganz. Das hätte die Möglichkeit gegeben, von dem IDE-Flachkabel jeweils zwei benachbarte Leitungen zusammenzulassen und einen Button daran anzuschließen. So haben wir nun aber jeweils eine Leitung zum Button und eine ungenutzte und müssen zusätzlich das Massekabel "im Kreis" verdrahten (also ein Kabel an allen Buttons entlang). Schade. Trotzdem geht die Verkabelung so schneller als die Schrauberei beim I-PAC, selbst wenn man kein altes IDE-Kabel hat, denn 40-adriges Flachbandkabel und Stecker gibt es in jedem Elektronikladen und mit einem Schraubstock oder einem Hammer sind die Leitungen in Sekunden verbunden. Auch ist es praktisch, mit einem Stecker den Encoder von den Tasten lösen zu können.
Viel besser umgesetzt hat das Ultimarc mit ihrem Mini-Pac Opti, der ebenfalls Pfostenleisten verwendet, und zwar zweireihig und IDE-Kabel-kompatibel. Er unterstützt auch Trackballs und Spinner und wird mit einem kompletten Kabelsatz angeboten, kostet aber 70 €.
Das InterfASD hat neben den Anschlüssen für 19 Inputs an der einen Pfostenleiste noch eine zweite Pfostenleiste mit 8 Inputs, an der vorzugsweise 2 Joysticks angeschlossen werden. Stecker hierfür sind wesentlich weniger verbreitet, weshalb man wahrscheinlich zum Lötkolben greifen wird. Dank der mitgelieferten Steckleisten muss man nicht direkt an der Platine herumlöten.
Soviel zur Elektrik, kommen wir zur Funktion des InterfASD. Die Anleitung muss einzeln heruntergeladen werden. Die italienischen Entwickler haben sich nicht allzu viel Mühe mit ihrer englischen Übersetzung gegeben. Das ist allerdings auch nicht wirklich nötig, da es nur eine Funktion gibt, die der Erklärung bedarf: Die Shift-Taste.
Eine Eingangsleitung kann als Shift-Taste definiert werden. Wird dieser Kontakt geschlossen, wird kein Tastencode ausgelöst sondern auf einen weiteren Kontakt gewartet. Wird einer davon geschlossen, wird nicht der ihm normalerweise zugeordnete Tastencode ausgelöst sondern ein wählbarer anderer. Mit einer Shift-Taste verdoppelt sich also die Anzahl der Funktionen, die man mit den Controls auslösen kann. Zur Spielsteuerung eignet sich so etwas zwar nicht, aber andere Dinge wie Lautstärkeregelung oder Beenden des Spiels kann man hervorragend auf Shift-Tasten legen. Wird während die Shift-Taste gedrückt ist, kein weiterer Kontakt ausgelöst, sendet die Shift-Taste den ihr zugewiesenen Tastencode beim Loslassen.
Ab Werk sind alle Standardbelegungen der Tasten zugeordnet, allerdings nur 7 der 26 möglichen Shift-Belegungen. Um die Tastenzuordnung zu ändern, braucht man eine Software des Herstellers, die leider nur unter Windows funktioniert. Aber jetzt kommt es knüppeldick: Beim ersten Start beschwert sich die Software über das Fehlen der LabVIEW Run-Time Engine.
Diese muss von der Website von National Instruments heruntergeladen werden. Vor dem Download wird eine Registrierung verlangt. Zum Glück kann man die Software aber auch direkt herunterladen - wenn man die Adresse erst einmal kennt.
Die Run-Time ist stolze 89 MB groß und der FTP-Server ist nicht der schnellste (300 kB/s). Installiert man sie, packt sie erst einmal 118 MB Installationsdateien aus und bietet Installationsoptionen an. Benötigt wird nur die oberste "NI LabVIEW Run-Time Engine 8.2.1", die angeblich "bis zu 81,0 MB Speicherplatz" erfordert. Tatsächlich sind es aber stolze 159 MB!
Brauchen tut man davon längst nicht alles, z.B. kann man getrost das 56 MB große Verzeichnis "ProductCache" löschen.
Der Horror geht weiter: Nach der Installation verlangt die Run-Time nach einem Neustart.
Von nun an werden bei jedem Systemstart 5 neue Dienste gestartet, die 190 MB Daten von der Festplatte lesen und 18 MB RAM und 166 MB in der Auslagerungsdatei belegen. Und das alles, um ein 400 kByte kleines Progrämmchen zu starten, das die Tastenbelegung verändert. Zusätzlich öffnet die Run-Time noch 7 UDP- und einen TCP-Port, was ein potentielles Sicherheitsrisiko darstellt. Das ist eine absolute Zumutung!
Meine Empfehlung ist daher, die Konfiguration gut zu durchdenken, einmal durchzuführen, und danach dieses Monster von Software wieder zu deinstallieren.
Fazit
Das InterfASD macht das, was es soll. Für Vier-Spieler-Cabs bietet es zu wenige Anschlüsse, aber für Zwei-Spieler-Cabs sind mehr als genug vorhanden. Das Konfigurationsprogramm ist einfach zu benutzen und erfüllt seinen Zweck, erfordert aber eine Run-Time-Software, die einen völlig unverhältnismäßigen Ressourcenverbrauch hat. Die Schrauberei am I-Pac gefällt mir nicht so gut und die Leistungsfähigkeit eines teuren Mini-Pac Opti benötigt man oft nicht. Das InterfASD ist auf jeden Fall wesentlich einfacher zu verbauen als ein Gamepad-Rip. Wenn die wirklich unterirdische Konfigurationssoftware nicht wäre, würde ich eine ganz klare Empfehlung aussprechen, so ist es ein Kompromiss, der aber immer noch ganz ok ist.
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