Bastel-Tagebuch: Linulos 1. Cab
Etwa seit 2 Jahren denke ich mir "so nen MAME-Cab willst Du auch mal" und ich habe mir in der Zeit ein paar Gedanken zu dem Vorhaben gemacht. Jetzt nehme ich es konkret in Angriff. Zwar werde ich nicht viel Zeit am Stück darauf verwenden können, deshalb wird der Bau sicher viele Wochen in Anspruch nehmen.
Ob dieses Bastel-Tagebuch in irgendeiner Form unterhaltsam sein wird, weiß ich nicht. Ich habe aber die leise Hoffnung, dass ich a) anderen Fehlern ersparen kann, die ich sicher machen werde und b) anderen Tips geben kann von Sachen, die bei mir gut geklappt haben. Vielleicht liest auch ein "Alter Hase" hier und erkennt, dass ich in eine Sackgasse laufe. In diesem Fall bin ich natürlich immer für Kommentare dankbar.
Ok, los geht's!
Schritt 1: Das ArcadeInfo-Forum nerven
Erstmal habe ich einen Fred im Forum aufgemacht in der Hoffnung, grundlegende Fragen zu klären. Es gab nicht viele, aber sehr hilfreiche Antworten.
Als Monitore hatte ich einen alten Röhrenfernseher mit 34-cm-Diagonale, einen 19" CRT-Monitor (ca. 45cm Diagonale) und einen großen Röhrenfernseher mit 63-cm-Diagonale. Ich bin hin- und hergerissen zwischen einem handlichen Bartop und einem "richtigen" Cab und entscheide mich für Letzteres.
Als Computer habe ich zwei verschiedene Mainboards mit AM2-Sockel und eine gemoddete XBox Classic zur Auswahl. Es reizte mich zwar, die XBox zu verwenden, weil ich dann auch recht unterhaltsamen XBox-Spiele mit guten Controls auf dem großen Monitor hätte spielen können. Außerdem ist diese Hardware ganz gut. Sie bootet schnell, lässt sich leicht und mit guter Bildqualität an TVs anschließen, verbraucht nicht viel Strom, ist leise und bei Defekten einfach und billig wiederzubeschaffen. Abgeschreckt hat mich aber, dass die MAME-Versionen veraltet und inzwischen nur schwierig zu bekommen sind (weil M$ freie Entwicklung auf der XBox immer noch unterbindet).
Ok, also ein großes Cab mit großem Monitor und einem PC. Wenn XBox, dann also nur zusätzlich zum MAME-PC, aber diese Idee schiebe ich erst einmal auf. In früheren Foren-Threads hat man mir von einem Fullsize-Cab abgeraten, da das als Erstlings-Projekt mit einiger Wahrscheinlichkeit in die Hose gehen würde und ich dann mit einem Haufen Holz-Abfall dastehen würde. Nun wendet MR_CODE_RED ein, dass ein Bartop sogar noch schwerer ist wegen dem geringen Raum, auf dem alles untergebracht werden muss. Ich finde, das Argument sticht. Sollte das Fullsize-Cab etwas werden, habe ich ja immer noch ein Mainboard und zwei relativ kleine Monitore für ein weiteres Projekt.
Schritt 2: Wierum überhaupt?
Voller Elan nehme ich den Fernseher auseinander. Vor Monitoren habe ich einen Heidenrespekt, weil ich weiß, dass dadrin sehr hohe Spannung entstehen können und in den Kondesatoren kann auch noch einiges drinstecken. Der Fernseher war schon seit Wochen nicht mehr in eine Steckdose eingesteckt, aber wer weiß, vielleicht hat eine in der Nähe liegende Stromleitung etwas induziert. Ich fühle zwar halbwegs sicher, passe aber trotzdem gut auf, keine Drähte oder Bauteile zu berühren.
Irgendwie war ich immer davon ausgegangen, dass eine Bildröhre im Gerät "steht", in Wirklichkeit aber ist sie vorne an der Mattscheibe befestigt und der Rest des Glaskolbens hängt waagerecht daran. Eigentlich logisch, der hintere Teil ist viel zu empfindlich, um mechanisch belastet zu werden. Also lege ich eine Decke auf einen Tisch, den Fernseher mit der Mattscheibe nach unten darauf und schraube das Kunststoffgehäuse auf, wozu ich bei meinem Philips-Fernseher einen überraschend kleinen Innensechskantschlüssel brauche.
Die zwei 5-Watt-Lautsprecher (4 Ohm) sind viel kleiner als ich gedacht habe, das erklärt den etwas schlappen Sound der Glotze. Aber zum Daddeln brauche ich keine wuchtige Beschallung, also werde ich sie im Cab verwenden und schraube sie ab. Netterweise sind sie nicht angelötet sondern mit Steckschuhen verbunden.
Wenig später habe ich die Röhre und das Chassis aus dem Gehäuse gebaut und dabei festgestellt, dass die beiden durch viele Kabel miteinander verbunden sind, und die sind nicht gesteckt sondern verlötet. Nach ein wenig Kabelsortieren stellt sich heraus, dass das Chassis nicht ganz so dicht an der Röhre sein muss, aber mehr als 20 cm Abstand sind wohl nicht drin.
Das Ausbauen der Röhre hat zwar meinen Basteltrieb befriedigt, aber langsam muss ich wirklich ein wenig planen und mir Gedanken machen, wie das Cab denn aussehen soll. Dabei weiß ich noch nicht einmal, ob ich den Monitor quer oder hochkant einbauen will. Hmm, zu meinen Lieblingsspielen gehören vor allem vertikale Shooter wie Slapfight, Galaga und DoDonPachi, also wird es wohl senkrecht werden. Das ist auch gut für Tetris, R-Type und Metal Slug haben dann halt leider Pech gehabt. Einen Dreh-Mechanismus traue ich mir auf jeden Fall nicht zu - schließlich will ich noch in diesem Leben fertigwerden.
Schritt 3: Vorüberlegung statt Planung
Ich muss planen. Da ich mich mit keinem CAD-Programm auskenne, versuche ich's mit dem freien Vektorzeichenprogramm Inkscape, aber das scheint nicht sehr geeignet zu sein. OpenOffice Draw allerdings noch viel weniger. Etwas frustriert fange ich mit einer einfachen Bleistift-Skizze an.
Ich habe auf verschiedenen Webseiten schon etliche Cabs gesehen, teilweise auch mit Plänen. Aber die meisten waren von irgendwelchen Amis, die Control-Panels in Größe einer Tischtennisplatte mit Dutzenden von Tasten, Sticks, Spinnern und Trackballs an ein meist hässliches Cab gebaut haben. Das soll sicher nicht mein Vorbild sein. Spontan gefällt mir das Cab von Qix, auch wenn ich natürlich andere Controls brauche.
Wenn ich schon nicht zeichnen kann, versuche ich andere Fragen zu klären. Ich möchte aufrecht stehend bequem spielen können. Bei einem kurzen Test mit einem Zollstock empfinde ich eine Höhe des Joysticks von 110 cm über dem Boden am angenehmsten. Angenehm ist auch, nicht waagerecht oder steil nach unten auf den Monitor zu schauen. Ein Neigungswinkel zwischen 20 und 45° gefällt mir am besten und ich lege mich mal auf 27° fest. Lustigerweise stelle ich später fest, dass bei exakt 27° Neigung der Platzbedarf der Bildröhre in der Tiefe maximal wird. Naja, da kann man nichts machen :).
Schritt 4: Womit fliegen, womit schießen?
Aus irgendeinem Grund sind bei Cabs die Joysticks immer links. Irgendwer hat sich einmal darauf festgelegt und seitdem ist es so und jeder hat sich daran gewöhnt, deshalb bleibt es auch so. Aber meine Spielzeit an echten Automaten liegt lange zurück und in der Zwischenzeit hatte ich nur eine Tastatur, einen Competition Pro USB, den ich links halte und rechts bediene oder ein Gamepad. Ein kurzer Test zeigt, dass es mir viel besser gefällt, mit rechts zu steuern und mit links die Tasten zu bedienen, also werde ich den Joystick nach rechts bauen.
Aber was ist mit Player 2? Zwei meiner Freunde sagen, dass sie auch lieber mit rechts steuern, aber ich bin noch etwas unentschieden. Entweder baue ich beide Joysticks nach außen und die Tasten nach innen (1 re, 1 li) oder ich baue ein normales CP, nur gespiegelt (2 re). Ich tendiere zu Letzterem.
Zu meiner Freude entdecke ich, dass es inzwischen einen günstigen Tastatur-Encoder gibt, den InterfASD. Im Hinblick auf eine eventuelle XBox-Integration ist das schlecht, da bräuchte ich USB, um mit einem KVM-Switch die Controls umschalten zu können. Aber darum kümmere ich mich erst einmal nicht.
Ich kann mich zwar nicht erinnern, ein Spiel mit 6 Knöpfen gespielt zu haben, aber ich sehe trotzdem einmal 6 für jeden Spieler vor. Wer weiß, vielleicht habe ich ja doch einmal Lust auf ein Prügelspiel, das so viele Buttons braucht. Dazu kommen noch Player-1-Button, Player-2-Button, Shift und Coin, ein Münzprüfer ist nicht vorgesehen. Der Shift-Button ist für Shift-Kombinationen des Encoders gedacht. So kann ich Funktionen, die echte Automaten nicht haben, z.B. MAME-Settings oder Exit verstecken und kann im Notfall noch Dutzende Funktionen auf die Buttons legen. Vielleicht sollte ich den Shift-Button auf der Unterseite des CP anbringen.
Bei Joysticks mag ich kurzhubige Sticks mit geringer Rückstellkraft mit Kugel. Das hört sich nach einem Japaner an. Ich plane mal mit einem Sanwa.
Buttons könnte ich von einem meiner Billigjoysticks rippen, aber die sind mir für ein ansonsten eher edles Projekt doch zu klapprig.
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Das mit dem Joystick ist wohl ein Murphy Gesetz (fast immer).
Ich bin Rechtshänder.
Am Cab muss der Joystick bei mir immer links sein und grundsätzlich mit der linken Hand geführt werden, die rechte Hand kontrolliert die Buttons. Ich saß mal an einem Cab (wie es der Zufall so will, war es ein Wonderboy-Cab), da waren die Buttons links und der Stick rechts: was soll ich sagen, ich konnte es nicht spielen.
Anders verhält es sich beim Joystick (hier mal Competition Pro und Co) am Computer, da ging es das immer nur umgekehrt: Der Stick liegt in der linken Hand und der "Knüppel" wird mit der rechten Hand geführt (ist halt "gefühlsechter" , grad bei Rüttelspielen, ich wichs ja auch als Rechtshänder nicht mit links)
gefeuert wird mit dem Daumen der linken Hand.
http://home.arcor.de/toddybody/default.jpg
"Klingt komisch, ist aber so"......
und geht -was ich so gehört habe- sehr vielen so....
Warum das bei dir als Rechtshänder jetzt nicht so ist.......mhhh......keine Ahnung. Vielleicht hast du häufig an Cabs gespielt, wo der Stick rechts war und es ist eine Gewöhnungssache.
Schritt 5: Kleine Shopping-Tour
Die Bildröhre ist reichlich schwer und muss sicher im Cab befestigt werden. apfelanni macht den Vorschlag, einen Rahmen mit Vierkantprofilen zu bauen, das halte ich für eine gute Idee. Da mein Auto noch ein paar Wochen auf sich warten lässt, mache ich einen Besuch beim Baumarkt mit dem Fahrrad. Zurück komme ich mit:
- Einer 4fach-Steckdosenleiste (2 Schuko, 2 Euro).
- 2 x 1m Vierkantprofilen und 4 x passende gewinkelte Steckverbinder.
- 1,5m Klavierband.
- Klingeldraht.
- Schrumpfschläuche, Kabelbinder, Lüsterklemmen.
- Ein Rollwagen.
Der Rollwagen ist ein Tip von mir. Eigentlich wollte ich nur 4 einzelne Rollen, nicht zu klein, über 100 kg belastbar, drehbar, 2 davon arretierbar. Das hätte mich aber 60 Euro gekostet. Genau diese Rollen sind aber an diesem Rollwagen drangewesen, der mich nur 22,50 € gekostet hat :). Zugegeben, sie waren nervig abzumontieren, aber in einer Viertelstunde war auch das erledigt.
Holz soll's 18mm-MDF werden, das kostet im Baumarkt 15,25 pro m². Der dortige Holzwurm hat mir auch von allem anderen, einschließlich OSB, abgeraten. Wenn ich ganz grob 5 m² veranschlage, wären das mindestens 63 kg, und für Bildröhre und sonstiges kommen sicher nochmal 20 kg dazu. Das wird ein ganz schöner Brummer. Aber damit kann ich erst anfangen, wenn die Planung fertig ist. Habe aber im Baumarkt Lamellos gesehen und da ist mir eingefallen, dass die eigentlich saucool sind und ein Kumpel eine Lamellomaschine daheim hat. Lamellos halten jedenfalls wirklich bombig. Nur auseinander bekommt man sowas dann nie mehr (jedenfalls nicht ohne Axt).
Oben im Marquee-Teil will ich einen großen Lüfter unterbringen und ich habe auch schon einen heißen Kandidaten: Ein 20-cm-Propeller von Caseking. Für die Marquee-Beleuchtung habe ich auch schon mehrere Optionen gesehen: Entweder eine gewöhnliche Lichtleiste mit 18-Watt-Leuchtstoffröhre. Wenn ich das mache, müsste ich darauf achten, dass die 62 cm lange Leiste quer ins Cab passt. 18 W könnte allerdings etwas arg hell sein. Alternativ könnte ich mir auch diese Casemodding-Leuchtstäbchen vorstellen.
Für die Seitenwand habe ich mal Brainstorming gemacht und herumgesponnen. Dabei fielen mir so verrückte Sachen wie das Bespannen mit Kunstsamt oder Beleuchten mit Lichtleitern ein. Oder Streichen mit mattschwarzem Tafellack. Oder halt die traditionelle Side-Art als Folie, vielleicht mit einem hübschen Bildchen von Luis Royo o.ä..