PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mame in Merkur Funstation



Topfuel
16-06-2011, 19:29
Ich weiss nicht so recht, ob dies die richtige Kategorie hier im Forum ist, also wenn es woanders besser passt, bitte umsetzen....

Vor ein paar Monaten hat mir ein Freund eine "Merkur Funstation" geschenkt. Eine Funstation ist eine kleines Thekengerät, auf dem ein paar sehr einfache Kneipenspiele wie beispielsweise "Schwimmen oder Tetris" installiert sind.

Bedient wird das ganze Gerät nur über einen 4-Wege Joystick. Als Bildschirm findet ein 10,4 Zoll Laptopmonitor Verwendung, der direkt von der Merkur eigenen Hardware angesprochen wird. Das Gerät funktionierte einwandfrei, nur waren die eingebauten Spiele nicht wirklich gut und so beschloss ich, mir ein MAME Gerät daraus zu bauen.

Da der im Gerät verwendete Laptopmonitor nicht ohne weiteres über einen normalen PC anzusprechen ist, entschied ich mich dafür den Monitor komplett zu tauschen. Vorher habe ich allerdings das Gehäuse schwarz lackiert, pink geht gar nicht. Ein MAME Gerät kann unter Windows, Linux oder Mac OSX laufen, also bot sich wegen der guten Verfügbarkeit ein Windows System an.

Die Suche nach einen 10,4 Zoll Monitor mit VGA Anschluß erwies sich aber als deutlich schwieriger als angenommen. Ich hatte sogar digitale Bilderrahmen in Auge gefasst, aber hier liegt man dann schnell bei 100+ Euro nur für den Monitor und hat dann immer noch keine Hauptplatine, kein Netzteil und keine Windows Lizenz. Alternativ hatte ich auch schon über den Einbau einer 60-in-1 Platine nachgedacht, aber da hier die Kombination der enthaltenden Spiele für mich nicht wirklich interessant war, habe ich mich für die MAME Lösung entschieden. Durch Zufall fand ich in Ebay dann einen Acer Travelmate C111 Tablet PC, der einen 10,4 Zoll Touchscreen-Monitior hat und bei dem man sogar den Monitor umgedreht auf die Basis legen kann, so dass das Display nach oben zeigt. Die Beschreibung erwähnte den guten Zustand und auch alle Unterlagen incl. einer offiziellen Windows Lizenz wären enthalten. Sofortkaufpreis war 139,- Euro. Da ein solches Gerät alle PC Probleme für ein solches Project lösen würde, habe ich das Teil sofort gekauft. Ein paar Tage später kam es dann an und war tatsächlich in einem guten Zustand, lediglich die C-MOS Pufferbatterie war leer. Ich habe dann sofort die ganze Originalhardware der Funstation ausgebaut und den Tablet PC mal provisorisch reingehalten. Es passte schon ganz gut. Lediglich einige Schweissbolzen im Funstation Gehäuse und einige vorstehende Teile an Laptop mussten entfernt werden. Ich habe dann aus Aluminiumblech eine Halterung für den Laptop gebaut, die das Gerät unter Verwendung bereits vorhandener Schweissbolzen lagerichtig im Funstation Gehäuse fixiert. Das war keine grosse Sache, also konnte ich mir direkt Gedanken machen, wie ich das Bedienpanel gestalten würde.

Wie schon erwähnt, hat die Funstation lediglich einen Joystick, aber keinerlei Bedienknöpfe. Die Anzahl der Bedienknöpfe ist in meinem Fall allerdings vorgeben, da ich unbedingt "Defender" spielen wollte und dieses Spiel erfordert 5 (!) Funktionstasten (Fire, Thrust, Inverse, Hyperspace und Smart Bomb) + die Starttasten. Da das Panel der Funstation nicht wirklich groß ist, habe ich mir im Arcadeshop.de (guter Laden, schnelle Lieferung) kleine Tasten für eine 24mm Bohrung bestellt. Um die Löcher in das Blechpanel zu machen habe ich im Sägeblattshop.de (gute Auswahl und Preise, Lieferzeit war etwas lang) eine 24mm Lochstanze geordert, um Feilarbeiten oder Bohren mit Stufenbohrern oder ähnlichem zu vermeiden. Als nächstes stellt sich die Frage, wie man Joystick und Tasten mit dem PC verbindet. Dazu habe ich zuerst versucht, einen entsprechenden Encoder vom Arcadeshop zu benutzen. Hier war mir allerdings die Benutzung und die Installation zu umständlich, ausserdem wurde der Encoder nicht immer von dem Acer Laptop erkannt, deswegen habe ich mit bei Conrad eine Billigtastatur geholt und diese sofort zerlegt. Tastauren sind nicht anderes als Matrixschaltungen und so habe ich die Anschlüsse des eigentlichen Tastaturcontrollers kurz analysiert und entsprechend Kabel angelötet. Der Nachteil dieser Lösung ist allerdings, dass es hierim Gegensatz zum Encoder keine gemeinsame Groundleitung gibt, sondern immer zwei einzelne Kabel an jeden Schalter zu löten sind. Manche teilen sich allerdings eine Leitung, wenn die entsprechenden Tasten in der gleichen Reihe oder Spalte der Matrix liegen. Der in der Funstation verwendete Joystick lässt sich übrigens über einen mechanischen Begrenzungsschalter problemlos auf 8-Wege Betrieb umstellen und konnte deswegen weiterverwendet werden. Da ich nur ein 1-Spieler Gerät bauen wollte, habe ich die Starttaste für den 2. Spieler mit der "Escape" Funktion belegt.
Dann kam ich allerdings auf ein Problem, dass ich noch nicht bedacht hatte. Wie schalte ich den verwendeten Laptop von aussen ein, also ohne jedesmal die Funstation öffnen zu müssen? Bei einen normalen PC kein Problem, denn hier gibt es immer einen Fernschalter am Netzteil, aber der Acer hat nur einen kleinen seitlichen Schiebeschalter.... Also habe ich den Laptop wieder aus dem Gehäuse ausgebaut und erstmal komplett zerlegt um Zugang zur Hauptplatine zu haben. Im Verlauf dieser Arbeit habe ich dann auch die Pufferbatterie getauscht, die ich bei abcde.de gekauft habe (sehr empfehlenswert, hat auch echt exotische Batterien) . Den Hauptschalter auf der Hauptplatine habe ich durchgemessen und entsprechend 2 Kabel angelötet, die ich durch das Loch der Infrarotschnittstelle (hat die jemals einer wirklich benutzt?) nach aussen geleitet habe. Danach habe ich das Gerät zusammengebaut und alles funktionierte wie erwartet.

Bevor ich das Gerät wieder in die Funstation eingebaut habe, habe ich erstmal die ganze Softwareinstallation erledigt. Ich habe MAME32 in der Version 1.42 verwendet und wollte eigentlich noch ein MALE Frontend verwenden. Leider gab es bei der Verwendung dieser Kombination bei einigen Spielen Performanceschwierigkeiten, die auch mit einigen Stunden Probiererei nicht gelöst bekam, deshalb habe ich mich entschlossen, MAME32 selbst als Frontend zu benutzen. (Ich habe übrigens absichtlich nicht die DOS Version von Mame verwendet, die sicherlich eine bessere Performance bietet, aber ich finde MAME32 einfach einfacher zu bedienen und als Mac-User kann ich mich mit DOS spezifischen Befehlen gar nicht anfreunden.) Wenn man MAME32 als Frontend benutzen will, muss man die Steuerung der Spielauswahl per Joystick in den Optionen freigeben. Allerdings kann man dann erst ein Spiel auswählen aber nicht starten. Zum Starten muss man normalerweise die "Eingabe" Taste benutzen, die aber natürlich für die Bedienung der Spiele selber nicht erforderlich ist und die ich daher auch nicht als Taste belegt hatte. Man kann allerdings in der Konfigurationsdatei von MAME32 dies recht einfach ändern und dieselbe Funktion mit der ersten Feuertaste ausführen, dazu muss lediglich in der Datei "MAMEUI" eine Zeile modifiziert werden. Jetzt klappt die Spielauswahl mit dem Joystick und der Spielstart mit der Feuertaste 1.

Die Monitororientierung in der Funstation ist quer, ich wollte allerdings sowohl Quer- als auch Hochkantspiele verwenden, weshalb man die einzelnen Einstellungen für die Spiele sehr genau vornehmen muss. Bei einem Querspiel wie Defender benutzt man also den ganzen Monitor, bei Hochkantspielen hat man dann seitlich schwarze Ränder. Die stört allerdings während des Spielens nicht. Ich bin allerdings auch kein Anhänger der "reinen Lehre" und finde die alten Spiele sehen auch auf einem TFT gut aus, aber hier gibt es ja durchaus kontroverse Meinungen.
Nach dem Einrichten der Software kam der Laptop wieder in die Funstation und es wurden nur noch ein Schalter für Kredite seitlich ins Gehäuse gebaut und auf der anderen Seite ein kleiner Taster zum Ein- und Ausschalten des Gerätes. Danach habe ich die ersten Probespiele gemacht und festgestellt, dass ich immer noch keine Chance in Defender habe und es wahrscheinlich nie weiter als Attack Wave 2 bringen werden, but nevermind... Allerdings war der Sound aus dem Laptoplautsprecher sehr dünn bzw. bei manchen Spielen gar nicht zu hören. Der Platz im Inneren der Funstation ist allerdings durch die spezielle Form sehr beschränkt, aber ich habe bei Conrad diese einfachen aktiven Lautsprecher gesehen und vermutet, dass sie ins Gehäuse passen würden. Sie tuen es tatsächlich, knapp aber sie passen. Damit war das Soundproblem auch gelöst. Dann habe ich noch ein paar Probespiele gemacht und die Verkabelung im Inneren sauber verlegt und damit war das Gerät fertig.

Jetzt habe ich ein vollfunktionsfähiges MAME-Cabinet, dass ich problemlos mit einer Hand tragen kann und das damit supermobil ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch die Verwendung eines Tablet PCs evtl. nötige Einstellungen problemlos mittels Eingabestift gemacht werden können ohne eine Tastatur anschliessen zu müssen.

Gruß

Jens